Dr. Dipl.-Ing. Kati Jagnow
Gründerin
Selbständige Ingenieurin im Bereich Gebäudeenergieberatung, Ingenieurbüro Delta-Q, Braunschweig
„Ich hatte nie das Gefühl, mich behaupten zu müssen. Da ich die gleichen Interessen wie die Männer hatte, war das kein Thema.“
Direkt im Anschluss an ihre Promotion macht sich Kati Jagnow mit 24 Jahren als Ingenieurin mit Beratungsdienstleistungen zur Energieversorgung von Gebäuden und Fortbildung selbstständig / Sehr gutes Netzwerk und ein wachsender Bildungsbedarf für Gebäudeenergieberatung sind ihr Garant für nachhaltige Geschäftssicherung.
Kati Jagnow, Jahrgang 1977, hat Versorgungstechnik studiert an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, der heutigen Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. "Wir waren ein kleiner Jahrgang mit nur 21 Studierenden und einem Frauenanteil von fünf Prozent - das war ich", so Jagnow. Schon als Schülerin war die gebürtige Potsdamerin vielseitig interessiert und hatte auch Spaß an technischen Fächern. "Wir hatten zum Beispiel Technisches Zeichnen als Schulfach und haben auch erste Einblicke in die Verfahrenstechnik bekommen. Das war in der DDR nichts Besonderes und keiner fand es komisch, dass Mädchen so etwas lernten", erinnert sich Jagnow. Diese Selbstverständlichkeit im Umgang mit vermeintlichen Männerthemen hat es ihr leicht gemacht, den Neigungen zum Ingenieurwesen nachzugehen. Wobei sich auf ihrem Berufweg vieles auch mehr oder weniger zufällig ergab. Fließender Übergang von wissenschaftlicher Projektarbeit zur Selbstständigkeit
Als sie 2001 ihr Studium abschloss, war es in Nordrhein-Westfalen bereits möglich, mit Fachhochschulabschluss zu promovieren. Außerdem wurden zu der Zeit dringend talentierte Absolventen für Doktorarbeiten gesucht. "Über einen Kontakt meiner Fachhochschule zur Uni Dortmund ergab sich meine Promotion dort. Ich blieb jedoch in Wolfenbüttel und bearbeitete zwei Forschungsprojekte an der Fachhochschule", so Jagnow. Direkt im Anschluss an ihre Diplomarbeit arbeitete sie an einem Projekt mit, bei dem es um die Konzeption von Lerninhalten für die Energieberatung ging. Das eigentliche Promotionsforschungsprojekt zur Qualitätssicherung bei der Heizungsanlangentechnik schloss sich an.
Der Übergang zur Selbständigkeit war fließend. Die Projekte liefen aus, bevor Jagnow ihre Doktorarbeit beendet hatte und sie kompensierte den Verdienstausfall, indem sie anfing, auch eigene kleine Projekte durchzuführen. "Ich habe zum Beispiel an DIN-Ausarbeitungen mitgearbeitet und Berechnungen zur energetischen Optimierung von Heizungsanlagen durchgeführt", so Jagnow.
"Gerade in der Technologiebranche gibt es bereits im Übergang Hochschule – Beruf viele Nischenmärkte, die spezielle Kompetenzen erfordern und die Möglichkeiten zu einem fließenden Eintritt in die berufliche Selbstständigkeit als Alternative zur Festanstellung ermöglichen. Dies kann gerade für Frauen, die über ihre hervorragende Ausbildung über besondere Expertisen verfügen, eine besondere Chance sein. Die bundesweite gründerinnenagentur als einziges bundesweites Service- und Kompetenzzentrum zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen unterstützt daher besonders auch Wissenschaftlerinnen auf Schritten der beruflichen Selbstständigkeit, um den Innovationsstandort Deutschland auch in den kommenden Jahren in Form von erfolgreichen Unternehmensgründungen mitzugestalten," so Iris Kronenbitter, Leiterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga).
Gute Netzwerke und zweites Standbein Weiterbildung sichern die Auftragslage und den Geschäftsaufbau
Über beste Kontakte verfügte sie schon allein durch ihre Mitgliedschaft im VDI, dem sie seit 1999 angehört. Die kleinen Aufträge haben sich dann schnell zu größeren ausgewachsen und nach der Promotion war Jagnow "ruckzuck selbständig", wie sie sagt. "Aber am wichtigsten war und ist jedoch noch heute der Kontakt zur Hochschule in Wolfenbüttel. Viele meiner größeren Projekte habe ich mit den Kollegen dort bearbeitet."
Neben Beratungsdienstleistungen zur Energieversorgung von Gebäuden ist sie in der Weiterbildung aktiv. Den Anfang hatte sie bereits als 24-jährige Diplomingenieurin in der Fortbildung von Handwerksmeistern gemacht – nicht unbedingt das reinste Wohlfühlerlebnis: "Das waren fast ausschließlich Männer und es war ihnen offensichtlich etwas suspekt, dass da nun eine junge Frau vor ihnen stand und ihnen etwas beibringen wollte. Außerdem war ich damals auch noch nicht so souverän" Inzwischen managt sie solche Situationen ganz locker, wobei Jagnow jetzt vor allem Architekten und Bauingenieure aus dem Hochbau weiterbildet – Gruppen, unter denen sie bis zu einem Drittel Frauen ausmacht. "60 Stunden in der Woche arbeite ich schon, aber das sind schließlich Sachen, die mir Spaß machen. Und im letzten Jahr habe ich nach 45 Wochen Arbeit auch einfach mal fünf Wochen frei genommen", so Jagnow.
In puncto Familienplanung sieht sie ihre Selbständigkeit eher als Vorteil "Ich denke, das ist die beste Voraussetzung, weil man als Selbstständige flexibel ist", sagt Jagnow. Zuwachs in ihrem Büro ist hingegen nicht geplant. "Ich arbeite lieber selbst, als dass ich Arbeit beschaffe", gibt die Ingenieurin offen zu.
"Gerade für Freiberuflerinnen ist der Auf- und Ausbau von Netzwerken sowohl zur Auftragsaquise und –Sicherung als auch für unterstützende Beratung im Rahmen der Existenzsicherung essenziell für den nachhaltigen Erfolg einer Unternehmensgründung. Die bundesweite gründerinnenagentur ist in allen Bundesländern mit Regionalverantwortlichen präsent und bietet angehenden Unternehmerinnen eine Anlaufstelle, sich in allen Fragen des Unternehmensaufbaus und –sicherung beraten zu lassen. Im bga-Netzwerk stehen dabei über 1.700 Beraterinnen und Beratern aus der Gründungsförderung und –beratung Gründerinnen als persönliche Ansprechpartner/innen zur Verfügung auf dem Weg zur Entscheidungsfindung, Gründungsrealisierung und Unternehmenssicherung", so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.
Zum Unternehmensprofil: www.xing.com/profile/Kati_Jagnow
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