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Birgit Adam


Bundesland: Berlin
Profil: Birgit Adam
Nachfolgerin
Union Chemie GmbH

„Die Selbstständigkeit hat mich schon immer gereizt, aber vor dem Einstieg ins Familienunternehmen war es mir wichtig, beruflich erst einmal mein eigenes Ding zu machen“


Birgit Adam übernimmt 2004 mit 35 Jahren die Union Chemie GmbH in Berlin, die ihr Großvater 1948 gegründet hatte / Die gut geplante Nachfolge macht den Anbieter von Profi-Deko-Sprays für Floristen fit für die Zukunft.

Farbenfrohe floristische Arrangements, eleganter Flitter auf grünem Blattwerk oder luftige Schneeflöckchen auf Wintergestecken – die Deko-Sprays, die die Union Chemie GmbH in Berlin herstellt, sind das Tüpfelchen auf dem i, wenn Floristen ihren Blumensträußen und Gestecken das ‚Finishing’ verleihen. Das 1948 von Günter Adam gegründete Familienunternehmen macht mit seinem Pumpspray-Sortiment die Natur gewissermaßen noch ein bisschen besser, damit Blumenliebhaber an floralen Kreationen besondere Freude haben. Birgit Adam tauchte in diese Welt mit ihrem Flitter, Glanz und Duft schon als Kind tief ein, denn die Firma war gewissermaßen der Lebensmittelpunkt der Familie, weil auch ihr Vater und ihr Onkel im Familienunternehmen tätig waren. „Als Kind spielte ich oft auf dem Hof und in den Lagerräumen“, erzählt die heute 40-Jährige. Dass sie einmal in dritter Generation dieses unternehmerische Erbe weiterführen würde, war indes für sie nicht von Anfang klar. „Ich hatte als junge Frau das Bedürfnis, erst einmal mein eigenes Ding zu machen“, sagt sie selbstbewusst. Und so studiert die Enkelin des Firmengründers zunächst Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Studium arbeitet sie im Marketing und im PR-Bereich bei Banken und in Werbeagenturen. „Die Branche hat mich sehr interessiert, aber ich merkte auch schnell, dass diese Welt des schönen Scheins nicht wirklich meine ist“, so die Berlinerin.

Von der Aushilfe zur Chefin – ein Prozess des persönlichen Reifens
Auf Umwegen, der Zufall hat seine Hand im Spiel, landet Birgit Adam schließlich doch im Familienbetrieb. „Als mein Onkel ausstieg, bat mein Vater mich, kurzfristig als Aushilfe einzuspringen. Ich habe das Angebot angenommen, aber damals war es für mich längst keine ausgemachte Sache, dass ich später auch einmal die Nachfolge antrete. Die Idee, wirklich im Unternehmen zu bleiben, musste erst wachsen. Das war ein langer Prozess“, sagt sie freimütig. Mit 27 Jahren steigt sie ins Unternehmen ein, macht sich nach und nach mit den Abläufen vertraut. „Ich habe mir das notwendige chemische Grundlagenwissen angeeignet, alle Betriebsbereiche kennengelernt und bin Stück für Stück in meine neue Verantwortung hineingewachsen“, so die Berlinerin. 2004, die seinerzeit 35-Jährige ist inzwischen seit acht Jahren im Unternehmen, wagt die Diplom-Kauffrau den Sprung an die Firmenspitze und wird alleinige Geschäftsführerin – der Reiz der Selbstständigkeit siegt gewissermaßen. Um die über die Generationen fortgeschrittene Zersplitterung der Geschäftsanteile aufzuhalten, investiert sie finanziell in den Betrieb und übernimmt mit der formellen Nachfolge auch die Stimmenmehrheit als geschäftsführende Gesellschafterin.

"Prozent unter den Selbstständigen wird deutlich, dass erhebliche Potenziale von Frauen für die Fortführung von Unternehmen noch nicht erschlossen sind. Mit Blick auf die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland, aber auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, tritt die bundesweite gründerinnenagentur dafür ein, Frauen verstärkt für Unternehmensnachfolgen zu gewinnen“, so Iris Kronenbitter, Projektleiterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga)

Von der Strategie bis zur Planung ist alles Chefinnensache
Mit der offiziellen Nachfolge laufen alle Fäden bei der neuen Chefin zusammen. „Die strategische Planung in allen Bereichen ist natürlich stets Chefinnensache“, betont die Enkelin des Firmengründers. Ihr Großvater ist für die Nachfolgerin dabei nach wie vor ein großes Vorbild: „Er war auch nach heutigen Maßstäben eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit. Für ihn war eine langfristige, zukunftssichere Planung immer wichtiger als ein schnelles, aber mit großen Risiken verbundenes Wachstum.“ Diese Devise gilt auch unter der Führung der heute 40-Jährigen. Sie hat sich auch die Philosophie der kleinen Schritte des Gründers zu eigen gemacht, so dass für die sieben festen Mitarbeiter der Union Chemie, von denen einige schon für den Firmengründer gearbeitet haben, der Übergang in der Geschäftsführung ein kontinuierlicher, aber behutsamer Wandlungsprozess war. In Spitzenzeiten arbeiten weitere zwei bis drei Produktionshelfer mit, damit die Deko-Sprays pünktlich bei den Kunden sind. Birgit Adams Arbeitstag beginnt morgens sehr früh. Zwischen 6.30 und 7 Uhr ist die Geschäftsführerin bereits im Betrieb, um bei der Erstellung der Produktionspläne für den Tag dabei zu sein. So kann sie im Bedarfsfall jederzeit in den Produktionsprozess eingreifen.

Als Frau in der eher männerdominierten Chemiebranche hat Birgit Adam es gelernt, sich Respekt zu verschaffen. „Ich bin so etwas wie ein Unikum“, sagt sie und schmunzelt. Im Umgang mit neuen Geschäftskontakten spürt die Unternehmerin bisweilen, dass Frauen in Führungspositionen hier noch eher Seltenheitswert haben, doch lässt sie sich davon nicht beeindrucken. Ihr selbstbewusstes Motto: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Im Umgang mit den eigenen Mitarbeitern setzt die Geschäftsführerin auf einen kooperativen Führungsstil: „Ein vertrauensvoller, offener Umgang ist mir wichtig, denn nur so lassen sich die Entwicklungspotenziale meiner Mitarbeiter mobilisieren.“

Wenn Frauen ein Unternehmen übernehmen möchten, ist nicht nur ein fachlicher Hintergrund gefragt, sondern auch entsprechendes Führungs-Know-how. Die bundesweite gründerinnenagentur ist mit Regionalverantwortlichen in allen Bundesländern präsent und bietet so Anlaufstellen vor Ort, die Nachfolgerinnen bei der Gestaltung des Betriebsübergangs zur Seite stehen. Darüber hinaus gehören dem Netzwerk der bundesweiten gründerinnenagentur rund 1.700 Expertinnen und Experten aus Gründungsförderung und -beratung an, die angehende Chefinnen beim Aufbau ihrer unternehmerischen Expertise unterstützen“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.

Erfindergeist prägt die Unternehmenskultur über die Generationen
Der Erfindergeist des Firmengründers zeichnet noch immer das Tagesgeschäft der Union Chemie aus und die Nachfolgerin setzt hier zunehmend ihre eigenen Akzente. „Mein Großvater hat die Firma seinerzeit in den Kellern einer Kriegsruine am Karolinger Platz aufgebaut und ganz klein angefangen“, erzählt die Nachfolgerin. Die Geschichte des Betriebs und sein kontinuierliches Wachstum sind ihr Ansporn, das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Ob Gold- oder Silbersprays, Flitter und Farben, bei der Herstellung und Entwicklung achtet die Unternehmerin darauf, dass in der Produktion nur gesundheitlich unbedenkliche Substanzen zum Einsatz kommen und die Rohstoffe alle umweltverträglich weiterverarbeitet werden. Vom Blattglanzspray mit frischer Zitrusnote über Metallic-Sprays bis hin zu Schneedekor aus der Dose – Birgit Adam entwickelt das Produktsortiment der Union Chemie stetig weiter. Der direkte Draht zu ihren Kunden ist der Unternehmerin dabei wichtig: „Wir beliefern Floristen- und Dekorations-Fachgroßhändler und reagieren durch den langjährigen persönlichen Kontakt auf Entwicklungen am Markt.“

Neben der Firma hat die Familie oberste Priorität
Obwohl Birgit Adam für ihre Firma lebt, ist ihr eines mindestens genau so wichtig wie die gute betriebliche Entwicklung: ihre Familie. Zwar fangen ihre Arbeitstage früh an, doch die Nachmittage und der frühe Abend gehören ganz ihren beiden Kindern. In den Zeiten, in denen das Unternehmen ihre volle Aufmerksamkeit fordert, steht ihr ihr Mann hilfreich zur Seite: „Ohne meinen Mann, der die Kinder morgens versorgt und anschließend zur Kita beziehungsweise in die Schule bringt, würde hier gar nichts klappen.“

"Ein eigenes Unternehmen zu führen, hat für Frauen den Vorteil, dass sie sowohl ihre berufliche Qualifikation voll ausleben können und dieses Engagement durch eine flexible Zeiteinteilung gut mit ihrem Familienleben verbinden können. Vor diesem Hintergrund ist eine Unternehmensnachfolge eine ernstzunehmende Option, wenn es darum geht, sich eine Work-Life-Balance zu schaffen, bei der weder berufliche noch private Interessen zurückstehen sollen“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.

Auch wenn die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung für viele Firmen gegenwärtig große Herausforderungen mit sich bringt, hat Birgit Adam sich ihren gesunden Optimismus bewahrt. „Er hilft mir dabei, mich rasch auf neue Gegebenheiten einzustellen, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant“, sagt die Nachfolgerin. Mit Geduld und ruhiger Hand und ohne Rücksicht auf externe Gewinninteressen nehmen zu müssen, entwickelt sie die Unternehmensstrategie weiter, lässt neue Produkte reifen und lotet neue Vertriebswege aus, um der Union Chemie in der globalisierten Wirtschaft eine gute Position zu sichern. Hier steht die Nachfolgerin ihrem Großvater in nichts nach und bewahrt die Familientradition.

Zur Unternehmenswebsite: www.unionchemie.de





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