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Kerstin Khadri (geb. Stollenwerk)


Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Profil: Kerstin Khadri (geb. Stollenwerk)
Nachfolgerin
K-Design Großschirme & Windschutz

Zur Unternehmenswebsite: k-design.biz


„Als Unternehmerin muss man eine Macherin sein – nachdem ich das Konzept für die Nachfolge fertig hatte, brannte es mir unter den Nägeln und ich wollte sofort loslegen“


Kerstin Khadri übernimmt 2010 im Alter von 28 Jahren den Großschirm-Anbieter Lennarz im nordrheinwestfälischen Geilenkirchen und will neue Absatzmärkte erschließen.

Einmal Chefin sein? Und noch dazu in so jungen Jahren? „Nee, das hatte ich mir so eigentlich nicht vorgestellt“, sagt Kerstin Khadri und lacht. Doch Anfang 2010 übernimmt die 28-Jährige im nordrheinwestfälischen Geilenkirchen, unweit der niederländischen Grenze, das seit fast 30 Jahren am Markt agierende Familienunternehmen Lennarz Großschirme – weil ihr Herz für die Produkte der Firma schlägt und weil sie enorme Entwicklungspotenziale in der neuen Aufgabe sieht.

Die Macherqualitäten von Kerstin Khadri zeigen sich schon lange vor der Nachfolge. Nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin in einer Werbeagentur wechselt sie 2004 zu dem Großschirm-Anbieter Lennarz und arbeitet dort im gelernten Beruf. Als der angestellte Geschäftsführer die Firma verlässt, erweitert sich ihr Aufgabenfeld stetig. „Ich habe mich um die Kunden gekümmert, Angebote erstellt, die Tourenplanung gemacht, unsere Auftritte auf Gastronomiemessen organisiert und wurde als Assistentin des Firmeninhabers immer mehr in die Planungen und die Mitarbeiterführung einbezogen“, erzählt die junge Frau. Wie sehr sie der Job erfüllt, wird deutlich, wenn sie über die Produkte spricht, die in Geilenkirchen hergestellt werden – Großschirme für die Außengastronomie und für Privatleute, in vielen Farben, mit Werbeaufdrucken oder Fotomotiven und einer Fülle an zusätzlichen Funktionalitäten: „Wir machen Sonnenschirme und Windschutzwände und bauen Zubehör wie kabellose LED-Beleuchtungen, Heizstrahler, Lautsprecher oder Funksteuerungen ein. “

Learning-by-Doing und solides BWL-Know-how
Dem Chef, der, selbst bereits Mitte 60, sich gerne aus dem Geschäft zurückziehen möchte, aber bei der Nachfolgersuche schon einmal gescheitert ist, gefällt das Engagement seiner jungen Mitarbeiterin sehr gut – so gut, dass er Kerstin Khadri fragt, ob sie sich vorstellen kann, den Betrieb fortzuführen. Und sie kann! „Ich hatte ja inzwischen sechs Jahre für das Unternehmen gearbeitet, bin in alle Geschäftsbereiche hineingewachsen und hatte vor der offiziellen Nachfolge den Laden schon rund zwei Jahre gemanagt“, sagt sie selbstbewusst. Im Berufskolleg für Wirtschaft in Geilenkirchen belegt die angehende Unternehmerin betriebswirtschaftliche Kurse, erwirbt sich das für die Unternehmensführung notwendige Hintergrundwissen und arbeitet eng mit der Buchhaltung zusammen, um die Potenziale der Firma auszuloten.

Kleine und mittelständische Unternehmen bieten seit jeher für engagierte Frauen sehr gute berufliche Entwicklungsperspektiven und die Unternehmensnachfolge kann für Frauen mit entsprechenden Karriereambitionen ein hervorragender Schritt sein, um ihre Qualifikationspotenziale voll umzusetzen. In Deutschland stehen bis 2014 nach neuesten Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn knapp 110.000 Familienunternehmen vor der Herausforderung, ihren Fortbestand durch Nachfolgeregelungen zu sichern und so die von ihnen derzeit bereitgestellten 1,4 Millionen Arbeitsplätze zu erhalten. Aufgrund dieser erheblichen Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland setzt sich die bundesweite gründerinnenagentur als einziges bundesweites Service- und Kompetenzzentrum zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen über alle Branchen und Phasen der Existenzgründung und des Unternehmensausbaus dafür ein, Frauen verstärkt in Nachfolgeregelungen einzubeziehen“, so Iris Kronenbitter, Projektleiterin der bundesweiten gründerinnenagentur.

Die Bank lässt sich von Fachkompetenz überzeugen
Zusammen mit einem Steuerberater und einem Notar eruieren Nachfolgerin und Inhaber, wie sich die Unternehmensübergabe finanziell bewerkstelligen lässt, denn der Wert von Firmengelände, Produktionseinrichtungen und Lagerbestand beläuft sich auf mehr als eine Million Euro. „Der Steuerberater war zunächst skeptisch, die Bank auch“, erzählt die Nachfolgerin – und lässt sich von der Herausforderung erst recht anspornen. Als Mediengestalterin kennt sie die Zielgruppe, hat sehr konkrete Vorstellungen, wie sie in Zukunft die Umsätze steigern und neue Kundengruppen erschließen kann und entwickelt auf dieser Basis einen tragfähigen Businessplan. „Die Berater bei der Bank haben erst mal große Augen gemacht, aber mein Konzept hat sie überzeugt, so dass sie voll hinter mir standen und mir den benötigten Kredit bewilligt haben“, sagt die neue Geschäftsführerin voller Stolz. Von der Höhe der eingegangenen Verbindlichkeiten lässt sich die Jungunternehmerin kaum beeindrucken: „Anfangs war das sicher ein komisches Gefühl, denn mit solchen Beträgen hat man sonst ja nicht zu tun, aber ich weiß, dass unsere Produkte gebraucht werden und das gibt mir die Sicherheit, dass ich Erfolg haben werde.“

Im Netzwerk der bundesweiten gründerinnenagentur, die mit Regionalverantwortlichen in allen Bundesländern vertreten ist, stehen mehr als 1.700 Expertinnen und Experten aus Gründungsförderung und -beratung zur Verfügung, die Nachfolgerinnen und Übergebende bei der Entwicklung tragfähiger Nachfolgelösungen zur Seite stehen und über bestehende Förderangebote im Hinblick auf Finanzierungen informieren“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.

Die Nachfolge als behutsamer Relaunch
Dem Übergeber fällt nach 27 Jahren Geschäftsleitung der Abschied vom Betrieb nicht leicht, doch weiß er sein unternehmerisches Lebenswerk bei Kerstin Khadri in guten Händen. Pünktlich zur Übergabe Anfang 2010 geht er mit 67 Jahren in Rente und überlässt der Nachfolgerin, die bereits die Ärmel hochgekrempelt hat, das Feld. „Als Unternehmerin braucht man eine Macher-Ader – nachdem ich das Konzept für die Nachfolge fertig hatte, brannte es mir unter den Nägeln und ich wollte sofort loslegen“, erzählt die 28-Jährige. Für die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verläuft der Führungswechsel fast unmerklich, hatte die neue Inhaberin doch schon die vergangenen zwei Jahre die Geschicke der Firma wesentlich mitbestimmt. „Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich gefreut, dass ich die Nachfolge übernommen habe. Sie begegnen mir mit viel Respekt und das ermöglicht ein schönes gemeinsames Arbeiten“, so die neue Chefin. Auch für die Kunden ändert sich eigentlich nichts – vielen ist der behutsame Relaunch, den Kerstin Khadri im Zuge der Übergabe vorgenommen hat, erst aufgefallen, als auf den Rechnungen ein neuer Briefkopf zu sehen war, denn die Nachfolgerin hat mit der K-Design Großschirme & Windschutz GmbH formal eine Neugründung vollzogen. „Es war mir wichtig, dass sich der Eigentümerwechsel auch im Firmennamen zeigt, denn die Firma wird für die nächsten Jahrzehnte meine zweite Heimat sein“, sagt sie.

Die Zukunft des Unternehmens liegt in der Erschließung neuer Märkte
Kerstin Khadri hat für die weitere Entwicklung des Unternehmens große Pläne, denn sie sieht am Markt noch erhebliches Ausbaupotenzial. Kern ihrer Strategie ist der Qualitätsanspruch der K-Design Großschirme & Windschutz GmbH. „Wir fertigen ausschließlich in Deutschland mit hoher Qualität und sind im Service gut aufgestellt. So bieten wir unseren Kunden beispielsweise an, über den Winter ihre Schirme einzulagern“, erklärt die Unternehmerin. Neben Firmenkunden aus der Gastronomie spricht die Nachfolgerin auch Privatleute an, die es sich im eigenen Garten gemütlicher machen möchten: „Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Flaute machen es sich die Menschen gerne zuhause schön.“

Der Nichtraucherschutz hat Kerstin Khadri ein Auftragsplus beschert, denn viele Gastronomen gestalten nun für ihre rauchende Kundschaft im Außenbereich neue Verweilorte – mit, wie die Unternehmerin, der der Umweltschutz am Herzen liegt, betont, eingebauten Heizstrahlern, die aufgrund ihres niedrigen Energieverbrauchs ökologisch unbedenklich seien. Auch was den geographischen Ausbau der Marktpräsenz angeht, hat die Jungunternehmerin große Pläne: „Bisher ist unser Hauptmarkt ganz klar Deutschland und wir haben erst wenige Kunden im europäischen Ausland, beispielsweise im Raum Benelux. Das will ich ändern, denn vor allem in Südeuropa sehe ich großes Potenzial im Hinblick auf den Sonnenschutz in der Außengastronomie – ein Thema, das viele Wirte noch unterschätzen, das aber immer wichtiger wird und sich mit unseren Schirmen, die einen UV-Schutz von 80 aufweisen, hervorragend angehen lässt.“

Eine Unternehmensnachfolge hat für Unternehmerinnen den Vorteil, dass sie nicht wie bei einer Neugründung bei Null anfangen müssen. Doch im Hinblick auf die langfristige Positionierung am Markt ist es häufig auch sinnvoll, im Zuge der Übernahme die strategische Ausrichtung zu überdenken und gegebenenfalls zu erweitern. Auf dem Online-Portal der bundesweiten gründerinnenagentur finden Nachfolgerinnen und Unternehmerinnen zahlreiche Faktenblätter zur Entwicklung unterschiedlicher Branchen, die besondere Marktchancen aufzeigen und illustrieren, welche Zweige die besten Potenziale aufweisen“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.

Wachstum und mehr Personal – die Vision in die Tat umsetzen
Mit ihrer behutsamen Neuausrichtung stößt Kerstin Khadri auf gute Resonanz. Eine ihrer Neuerungen – ein Werkverkauf für gebrauchte Schirme – fand bereits Anklang: „Das wollte ich schon immer mal machen und wir hatten bei der Aktion großen Zulauf.“ Ihr Erfolgsrezept: Gute Planung, Hartnäckigkeit und Fairness sowie gutes Teamwork. Die ersten Monate unter ihrer Führung sind im Hinblick auf die Umsatzentwicklung sehr gut gelaufen und die Unternehmerin kann sich schon lebhaft vorstellen, wo sie mit der Firma in zehn Jahren steht: „Ich überlege bereits jetzt, den Mitarbeiterstamm zu erweitern und im Laufe der kommenden Jahre werde ich mit Sicherheit wachsen und mehr Personal einstellen.“ Und auch im Hinblick auf ihre weitere persönliche Lebensplanung ist Kerstin Khadri mit ihrer beruflichen Entwicklung trotz Arbeitszeiten von gegenwärtig 50 bis 60 Stunden pro Woche sehr zufrieden. „Mein Ehemann und meine Familie unterstützen mich sehr. Und wenn ich später einmal Kinder habe, kann ich das als Chefin sicherlich gut organisieren. Im Moment aber steht vor allem ein Baby für mich im Vordergrund – die Firma“, sagt sie fröhlich.

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